Woher wir kommen

"Wissen ist ein Schatz, der durch Teilen größer wird."

- Maria Hengstberger, Gründerin der „Aktion Regen“ (heute THE RAIN WORKERS)

Unsere Geschichte

Die Gynäkologin Maria Hengstberger aus Niederösterreich war 1989 auf „Entwicklungshilfe-Einsatz“ in Äthiopien. Nachdem sie eine junge Mehrfach-Mutter vor dem Tod durch Verbluten gerettet hatte, schwor sie, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um „den Frauen Afrikas zu helfen“. Ihre Patientin war fast Opfer einer nicht-fachgemäßen Abtreibung geworden, die sie aus Verzweiflung, weil sie kein weiters Kind hätte versorgen können, durchführen ließ.

Nach ihrer Rückkehr nach Österreich entschloss sich Maria, eine eigene Bildungs-NGO zu gründen mit dem Ziel, Wissen um sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte zu verbreiten. „Aktion Regen“ wurde 1989 ins Leben gerufen, mit dem Regentropfensymbol für „fruchtbares Wissen“ und dem pazifistischen Regenbogen-Symbol, da hochwertige Aufklärung zu Frieden unter den Geschlechtern beiträgt.

Anfang 2024 wurde „Aktion Regen“ in THE RAIN WORKERS umbenannt. Hintergrund für die Namensänderung war die stark wachsende Homophobie in Ostafrika, wegen der unsere RAIN WORKERS mit dem früheren Regenbogen-Logo auf T-Shirts, Ausbildungsmaterialien, Trainings-Postern vielfach bedroht wurden. Wir beschlossen daher, gemeinsam mit unseren afrikanischen Partnerorganisationen, das Logo zum Schutz der RAIN WORKERS durch eine sichere Symbolik zu ersetzen – unseren Namen international verständlich, auf Englisch, zu gestalten: THE RAIN WORKERS - Network for Sexual and Reproductive Health.

Die Organisation ÜBER DIE JAHRE

1989

Im Austausch mit Karl-Heinz Böhm, dem Schauspieler und Gründer von "Menschen für Menschen", investiert Maria ihren Jahresurlaub, um ehrenamtlich in Äthiopien Gesundheitspersonal in basis-gynäkologischem Wissen auszubilden und Frauen und Mädchen gynäkologisch zu behandeln.

Rasch erkennt sie den dringenden Bedarf, mehr Wissen über Aufklärung, den weiblichen Zyklus, sexuelle Gesundheit, Schwangerschaft und Familienplanung zu vermitteln. Als erstes Tool entwickelt Maria das ZYKLUSTOOL BABYKETTE, einen Zykluskalender in Form einer Perlenkette, mit dem auch Analphabetinnen „lesen“ können und der Orientierung über vermeintlich fruchtbare und unfruchtbare Tage im Monat gibt.
Nach ihrer Rückkehr gründet Maria die „Aktion Regen“.

1995

Maria reist in viele Länder von Indien über Ruanda, Nicaragua und Mexiko, bildete Allianzen mit lokalen Organisationen und Expert*innen, beobachtet die Herausforderungen, analysierte, sucht Lösungen. Sie eröffnete Seminarkliniken oder Gesundheitszentren für Frauengesundheit.

1998

Marias Fundraising Erfolgs-Modell „Biete Wissen gegen Spende“ stößt auf reges Interesse. In über 500 ehrenamtlichen Vorträgen für Frauen in ländlichen Gebieten, vor allem in Niederösterreich, klärt Maria über alltägliche gynäkologische Themen auf, beantwortet gesundheitliche Fragen und berichtet über den Wirkungsbereich der „Aktion Regen“.

1999

Die Weihnachts-Spendenaktion „Wärme für Sibirien“ wird ins Leben gerufen: In drei Wintern werden insgesamt 860 Tonnen warme Winterbekleidung und Schuhe in 26 sibirischen Städte in der Altai –Region, in der die Temperaturen auf bis zu -60°Celsius fielen, gespendet. Mit der warmen Kleidung werden gleichzeitig Informationsblätter über den weiblichen Zyklus in russischer Sprache verteilt.

2009

In einer Klinik der „Aktion Regen“ in Rurenge in Ruanda werden die ersten RAIN WORKERS ausgebildet. Marias Strategie von Wissenstransfer und niederschwelliger, kultursensibler, nachhaltiger Wissensverbreitung durch zusatzqualifizierte NGO-Mitarbeiter*innen für Länder des globalen Südens wird in die Praxis umgesetzt. Dr. Singaye Nkur, der die Klinik leitete, ist einer der ersten ausgebildeten RAIN WORKERS.

2010

Das TEACHING TOOL „LITTLE MUM“ wird entwickelt. Es handelt sich um ein Gebärmutter- und Vaginamodell aus Stoff mit eingebettetem Kunststoff-Fötus. Das TEACHING TOOL wird in der kenianischen Hauptstadt Nairobi von ausgebildeten Schneiderinnen des SOS Training Institutes hergestellt und die Föten aus recyceltem Kunststoff in der Stadt Kisumu gegossen.

2013

Das neu erfundene MUTTERSCHUTZ-TOOL wird in das Bildungsprogramm integriert. Dieser Trainingsbehelf, der den wichtigen körperlichen Schutz einer Frau zwischen zwei Schwangerschaften demonstriert, über den richtigen Verhütungs-Zeitpunkt aufklärt und auf die Bedeutung der Mutter-Säuglings-Bindung hinweist, wurde 2013 ins Bildungsprogramm integriert.

2018

Das TEACHING TOOL „WARUM FAMILIENPLANUNG“ ensteht und wird in der Praxis der RAIN WORKERS gerne verkürzt „Stop-Hand“ genannt. Bevor sich ein Paar bewusst entscheidet, das erste oder ein weiteres Kind bekommen zu wollen, sind wichtige Überlegungen nötig. Sie werden angeregt, innezuhalten und sich die zentralen Grundbedürfnisse, die für die gesamte Familie, für Eltern und Kinder für ein gutes Leben wichtig sind, zu reflektieren. Das vermittelt dieser einfache Handschuh.

2019

Das KLITORIS-TOOL wird eingeführt. Ein Stoffmodell der Vulva mit „herausnehmbarer“ Klitoris als Trainingsbehelf dient zur Aufklärung gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) und für die Beendigung dieser gewaltvollen Praktik.

2020

Im September 2020 wird Ines Kohl Generalsekretärin und übernimmt den operativen Bereich und die Programmleitung von THE RAIN WORKERS (damals noch „Aktion Regen“). Ines ist Sozialanthropologin mit langjähriger Felderfahrung in Nord- und Westafrika. Bei THE RAIN WORKERS hat die überzeugte Feministin sofort der frauenstärkende Fokus angezogen. Gemeinsam mit dem Team von THE RAIN WORKERS führt sie Marias Arbeit fort und baut sie immer weiter aus.

„Als mich Maria kurz nach meinem Beginn bei THE RAIN WORKERS im Herbst 2018 fragte, ob ich mir vorstellen könne in ein paar Jahren in ihre Fußstapfen zu treten, meinte ich, diese Fußstapfen seien doch sehr groß. Maria erwiderte, das sei gut so, denn in kleinen Fußstapfen würde es sehr schnell sehr eng werden, aber in Großen habe man genügend Platz, um sich auszudehnen. Diesen Platz durfte ich mir nehmen."

Ines Kohl, Geschäftsführerin von THE RAIN WORKERS

2020

Das Bildungsprogramm KNOWELDGE AS A CHANCE wird in redaktioneller Zusammenarbeit des Lehrteams aus dem Head Office in Wien und afrikanischen RAIN WORKERS und Trainer*innen überarbeitet und an aktuelle wissenschaftliche Standards angepasst. Das Trainings-Manual wird neu produziert.

2021

Das East Africa Mobile Office (EAMO) wird unter der Leitung der erfahrenen RAIN WORKER-Trainerin Margaret Bachlechner etabliert. Margaret hat Jahrzehnte in ihrem Heimat Kenia für Girls- und Womenempowerment, Umweltschutz und demokratische Rechte gekämpft. Sechs Monate im Jahr arbeitet sie direkt in Ost-Afrika, besucht Projektpartner*innen von THE RAIN WORKERS, trainiert und zertifiziert RAIN WORKERS und Trainer*innen.

2021

THE RAIN WORKERS führt erstmals ein Safe Camp zum akuten Schutz von Mädchen vor weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) durch. Während der „Beschneidungssaison“ finden die Mädchen im Camp für zwei Wochen Zuflucht. Mit dem ersten Safe Camp beginnt auch die erfolgreiche Anti-FGM-Kooperation mit den NGOs Zindula e.V., Tukutane e.V. und AMINA. Gemeinsam gelingt es in diesem ersten Camp 150 Mädchen zwischen sechs und 16 Jahre zu schützen. Die Mädchen erhalten Schutz werden in unterschiedlichsten Trainings mit Wissen versorgt und gestärkt. Die Eltern und Brüder werden punktuell zu Aufklärungsworkshops eingeladen und die Familien noch mehrere Monate nachbetreut, um sie in der Ablehnung von FGM zu unterstützen. Seitdem findet jährlich mindestens ein Safe Camp statt.

2023

Maria tritt nicht mehr zur Wahl als Präsidentin an. Statt ihr übernimmt Friedrich Kopitar, ein erfahrener internationaler Projektmanager und langjähriger Vertrauter Marias und bekannt mit der Arbeit von THE RAIN WORKERS. Friedrich hat die Organisationsentwicklung in eine moderne, zeitgemäße und konsolidierte NGO forciert.

2024

AKTION REGEN bekommt den neuen Namen: THE RAIN WORKERS, Netzwerk für sexuelle und reproduktive Gesundheit.

Diese beiden Filme anlässlich des 10- und des 25-Jahre-Jubiläums sind zeitgeschichtliche Dokumente über die Anfänge von THE RAIN WORKERS.

Triggerwarnung: Bildsprache und Texte entstammen dem gängigen Kommunikations- und Werbestil der 1990er-Jahre zur Veranschaulichung humanitärer Projekte der Entwicklungszusammenarbeit. Derartige Narrative und Bilder sind durch Wissenszuwachs über Ethik, Kultursensibilität, Entwicklungspolitik, Antirassismus und Dekolonialismus nicht mehr adäquat und wir distanzieren uns sprachlich und kompositorisch voll und ganz.

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