Seit 12 Jahren kämpfen wir gegen Diskriminierung und Gewalt an Frauen in Äthiopien

Unsere Kooperation mit KMG Ethopia

Mit KMG Ethiopia haben wir die längste Partnerschaft! KMG ist in der Region Kembatta, ca. 6 Std südwestlich der Hauptstadt Addis Abeba rund um Durame aktiv. Wir bilden bei KMG seit 2012 laufend RAIN WORKERS aus, begleiten sie in deren Projekten und bieten Auffrischungskurse an. Mittlerweile trainieren schon drei KMG Mitarbeiter*innen die aktiven RAIN WORKERS und "refreshen" sie mit neuen Inhalten. (Seit Anfang 2024 sind wir THE RAIN WORKERS, Netzwerk für Sexuelle und Reproduktive Gesundheit. Dieses Projekt fand vor der Namensänderung statt. RAIN WORKERS und Trainingsmaterialien tragen daher noch das Aktion Regen Logo.)

THE RAIN WORKERS changes peoples mind and behaviour about reproductive health and family planning.

THE RAIN WORKERS verändert die Einstellung und das Verhalten der Menschen in Bezug auf reproduktive Gesundheit und Familienplanung.

Dr. Bogaletch Gebre, Gründerin von KMG Ethiopia

In den Jahren unserer Zusammenarbeit wurden auf Budgetbasis von THE RAIN WORKERS insgesamt 64 zertifizierte RAIN WORKERS in der Kembatta Region im Süden Äthiopiens ausgebildet. Diese lokal als Community Worker bezeichneten Personen arbeiten mit großem Engagement in drei Woredas (Bezirken) der Kembatta-Region.
Sie sind in die bestehende Infrastruktur unserer Partnerorganisation KMG eingegliedert und stützen sich dabei auf vorhandene lokale Gruppen:

  • Regelmäßige Community Treffen aber vor allem auch Hausbesuche bei Familien tragen dazu bei, die Scheu vor der Beschäftigung mit dem Thema Familienplanung abzubauen.

  • in Schulen verbreiten trainierte "Youth Facilitators" das Wissen im schulischen Bereich und werden von ausgebildeten Lehrpersonen unterstützt.

Das Wissen um Methoden zur Familienplanung ist in Äthiopien im ländlichen Raum mit geringer Bildungsinfrastruktur unter jungen Mädchen und Frauen wenig verbreitet. Obwohl die Regierung den Gebrauch moderner Verhütungsmethoden empfiehlt, verhindern oft kulturelle und traditionelle Verurteile, dass sich die Bevölkerung mehrheitlich für Familienplanung entscheidet. An diesem Punkt setzt THE RAIN WORKERS mit dem Motto Education-Motivation-Innovation an. Da RAIN WORKERS selbstständig in ihren Bezirken arbeiten, sind sie Vorbilder, die besonders sensibilisiert sind für die Belange von jungen Mädchen und Frauen, die auf Grund ihrer sozialen Stellung öfter von gewaltsamen traditionellen Praktiken betroffen sind.

Eindrücke aus dem aktuellen Bildungsprojekt des KMG-Teams, 2021 - 2024

Die RAIN WORKERS planen intensiv für das 3-Jahres-Programm welches von der Stadt Wien gefördert wir: Vertreterinnen von wichtigen Bevölkerungsgruppen, den Dorfgemeinschaften sowie von Schüler*innen sollen mit niederschwelliger Wissensverbreitung zu nötigen, positiven Veränderungen beitragen:

  1. dass sich der Anteil der Frauen erhöht, die über moderne Verhütungsmethoden Bescheid wissen und diese selbstbestimmt anwenden können,

  2. dass schädliche, traditionell verankerte Praktiken wie Kinder-Braut-Raub, Kinderehe, FGM reduziert werden, da das Wissen über die nachteiligen Folgen und auch über die rechtlichen Schutz-Bedingungen verbreitet werden.

Bevor es hinaus in die Communities geht, frischt das RAIN WORKERS-Team den sicheren Umgang mit den TEACHING TOOLS auf. Hier wird das "Warum Familienplanung?"-TOOL durchgenommen, intern auch als "STOP-HAND" benannt. Warum? "STOP! Haltet ein und denkt nach, bevor ihr eine Familie gründet oder erweitert. Wollt ihr wirklich beide ein (weiteres) Kind haben? Habt ihr aktuell die nötigen Ressouren dafür? Unterstützung, Einkommen, Wohnraum, Belastbarkeit, Liebe..."

"Respektable" Vertreter*innen der Communities werden gut vorbereitet und führen mit ihren Gemeindemitgliedern regelmäßige Sensibilisierungs- und Diskussionstreffen durch. Sie werden dabei von einer/einem RAIN WORKER begleitet und unterstützt. So breitet sich das wichtige Wissen über sexuelle Gesundheit und Familienplanung rasch aus.

Schüler*innen werden zu "Youth Peers" und "Youth Facilitators" ausgebildet, um in ihrer Altersklasse wirksam zu werden. Zusätzlich zum Fachwissen über die Vermeidung von Teenagerschwangeschaften oder der Infektion mit HIV/AIDS und anderen Themen werden die Jugendlichen auch in Moderations- und Präsentationstechniken geschult.

Die Teenager-Mädchen tragen ein ganz besonderse T-Shirt von KMG: Am Rücken sind starke und empowernde Slogans zu lesen "I am Whole - Ich bin ganz/vollständig!". D.h. Ich habe nicht FGM erleben müssen. "I can! Ich schaffe das!", "I want opportunities! Ich will Chancen haben!" - das zielt vor allem auf den Bildungswunsch ab. Die Mädchen sagen damit, dass sie lernen möchten, und nicht frühzeitig heiraten und Müter werden wollen.

Die Motivation und Freude, für die eigene Community langfristig udn nachhaltig positive veränderungen einleiten zu können, steht unseren RAIN WORKER-Kolleg*innen ins Gesicht geschrieben! Viel Erfolg für euer Programm! 🍀

Eindrücke aus Projekt-Monitoring für das KMG-Team, März 2023

Dagmar Ransmayr, Langzeit-Trainerin von THE RAIN WORKERS, Vorständin und Äthiopien-Expertin stattete KMG im März 2023 einen Monitoring- und Supervisionsbesuch ab.
Sie lernte die neue Leiterin von KMG, Beza Teferra, in Addis Abba kennen, traf in der Projektregion Kembatta in Durame 'ihre' RAIN WORKERS und lokalen Projektverantwortlichen wieder, nahm an einer großen Community Conversation teil und besuchte eine der Projekt-Partner-Schulen, um dort mit Lehrenden und PEERS über deren Erfahrungen und Bedürfnisse zu sprechen.

Im Auto übers Land - und Dagmar Ransmayr fühlte sich sofort wieder verbunden.

In Addis Abeba, der Hauptstadt von Äthiopien, hatte Dagmar Gelegenheit, in einem intensiven Meeting die neue Executive Director von KMG, Beza Teferra, kennenzulernen. Die Anthropologin und Soziologin erzählte Dagmar, dass KMG nun verstärkt mit Health Centers zusammenarbeiten und lokale Strukturen, wie Nähstuben, Bäckereien,... für die Durchführung der 'Community Conversations' (blättere weiter) nutzen und dadurch fördern würden. Beza riet Dagmar dringend, Richtung Durame zu fliegen und nicht mit einem Bus bzw. über Land zu fahren - die aktuelle politische Lage sei zu angespannt, immer wieder würden Unruhen ausbrechen.
Die weiteren Personen am Bild rechts neben Dagmar sind: Deribe Abera (Programm Direktor/KMG), Menbere Zenebe (Executive Director Stellvertreter) und ein KMG-Kollege.

So ist Dagmar gut per Flug nach Awassa und Autofahrt nach Durame im der lokalen KMG-Büro 'gelandet'. Es war ein freudiges Wiedersehen mit RAIN WORKER-Trainer Yosef Mekuria, den Dagmar vor Jahren ausgebildet hat. Sie lernte Teshome Salo kennen, den lokalen Direktor der Kembatta-Region. Beide erzählten von den regelmäßigen Community Conversations und den Herausforderungen der Arbeit der RAIN WORKERS.

Eine der Herausforderungen liegt in der weiten Anfahrt der RAIN WORKERS zu ihren Treffen und Ausbildungen in den ländlichen Gebieten. Die 'natürlichen' Straßen erschweren die Mobilität.

Nächster Programmpunkt war der Besuch einer Community Conversation in Doreba Kebele (eine Art kleiner Verwaltungsbezirk) / Kechabira Woreda (der übergeordnete Distrikt. Eine Woreda besteht aus mehreren Kebeles).

Zur Community Conversation (CC) werden immer 50 ausgewählten Personen (spezielle, ausgewählte Repräsentant*nnen der Communities), 30 Frauen, 20 Männer eingeladen - immer nach 6 Monaten wird gewechselt. "Diese Treffen sind großartig!" zeigte sich Dagmar begeistert, "das habe ich schon in all den Jahren bei/in der Zusammenarbeit mit KMG festgestellt."

CCs wurden in der Region von KMG begründet. Sie haben das bereits seit den 90er Jahren etabliert und zu allen möglichen Themen durchgeführt. Mittlerweile wurde das Prinzip der CC zum Regierungsprogramm erhoben.

Am Bild ist RAIN WORKER Tesfaye Jifiru zu sehen. Er und seine Kollegin Kebebush Makiso sprachen bei dieser CC speziell über die Themen frühe Mädchen-Verheiratung, Bildung von Mädchen und FGM / weibliche Genitalverstümmelung. Die RAIN WORKERS brachten zahlreiche Argumente (physische und psychische Risiken von FGM), argumentierten eindringlich.

Viele der Teilnehmenden der CC meldeten sich zu Wort. Hier am Bild ist Dagmar mitten unter ihnen zu sehen.

Frauen wie Männer beteiligten sich engagiert und erzählten, warum sie für ihre Töchter FGM ablehnen. Manche erzählten von Mädchen, von denen sie wissen, die an den Folgen gestorben sind. Die anderen Teilnehmer*innen der CC hörten aufmerksam zu.

Meist fassen die RAIN WORKERS zum Abschluss der CC die Aussagen nochmals zusammen, bestärken oder betonen das Gesagte.

Die Menschen der Communities sind sehr dankbar für diese moderierten Treffen - diese niederschwelligen Bildungsveranstaltungen mit jeweils kleinen inhaltlichen Aspekten bringen enorm viel. Die Männer und Frauen gehen mit dem neuen, diskutierten und dadurch gefestigten Wissen nach Hause und erzählen ihren Nachbar*innen davon. Sie lassen Wissen regnen...

Dieses Gruppenbild zeigt die gute Stimmung, und Dgamar Ransmayr mit den beiden RAIN WORKERS Tesfaye Jifiru (der Mann mit blauem Shirt und Jacke) und Kebebush Makiso (die Frau mit blauem Shirt, Jacke und Kopftuch).

Dann war es Zeit, zu einer der Projekt-Schulen, der Hobichaka Secondary School weiter zu fahren.

Dort wurden Dagmar und Teshome freundlich von der Projektleiterin, der Biologielehrerin Melesech Desita, dem Direktor der Schule und Lehrern empfangen.

EIn Meeting mit den PEER-Educators dieser Schule, das sind augebildete Jugendliche, war enorm bereichernd. "In den Peer-Besprechungen geht es vor allem um Mädchen und Jungenentwicklung, Pubertät, Zyklus und Zyklusbewusstsein, Schutz vor ungewollten Übergriffen und Hygiene." Erzählten die engagierten Teenager Dagmar. "Wir arbeiten vor allem mit den THE RAIN WORKERS-Posters und dem ZYKLUS TOOL." Die Posters hängen auch an den Außenwänden der Secondary-School.

Ganz besonders hatte sich Dagmar auf den Austausch mit den lokalen RAIN WORKERS gefreut, um zu erfahren, wie es ihnen bei der Wissensvermittlung gehe.

Das RAIN WORKERS-Team von Hobichaka Kebele/Kechabira Woreda wird von RAIN WORKER Supervisor Elisabeth Flipose geleitet.

Immer wieder trugen die engagierten Frauen und Männer den Wunsch an Dagmnar heran, die The RAIN WORKERS-Posters auch in ihrer Amtssprache Amharisch zu erhalten. Denn, die von uns hier verwendete Sprache Englisch würde kaum verstanden.

  • Für die Übersetzung von Lehr-/Lernmaterialien in lokale Sprachen sind wir dringend auf Spenden angewiesen!

Einen Wunsch kann Dagmar einfach und rasch erfüllen: das Team ersuchte um neue RAIN WORKERS-TShirts, da ihre eigenen bereits sehr abgetragen seien... manche hatten immer noch das T-Shirt der Ausbildung von 2012!
Beim nächsten Projektbesuch bringen wir einen Stapel RAIN WOREKRS-TShirts mit!

Abschließend zu dieser Monitoringreise fasste Dagmra Ransmayr ihre Einschätzung zusammen:

Die Menschen hier haben es mit vielen Herausforderungen zu tun:

  • die großen politischen Unruhen im Land , der Tigray-Konflikt - immer wieder sterben dabei Zivilist*innen,

  • eine große Dürre im Süden,

  • Covid: die Pandemie hat dazu geführt, dass die FGM-Rate wieder sehr gestiegen ist (von 3% in manchen Regionen wieder auf 30%),

  • eine große vorherrschende Inflation: Die Lebenshaltungskosten sind sehr gestiegen. Dabei sind kaum Touristen im Land, die Einnahmen bringen würden.

Das Land hat große Probleme. Es gibt viel zu tun!

 

Über diese Organisation

KMG Ethiopia strebt eine Gesellschaft an, in der Frauen frei von jeglicher Form von Diskriminierung und Gewalt sind. Wir bemühen uns, ein Umfeld zu schaffen, in dem die ganze Persönlichkeit, die Werte und Rechte der Frauen anerkannt und ihre Talente und Weisheit gefördert werden.

1997 gründete die Mikrobiologin und Frauenrechts-Aktivistin Bogaletch Gebre zusammen mit ihrer Schwester Fikerte Gebre die Organisation KMG Ethiopia, um das Leben von Frauen und Mädchen in ihrer Gemeinde zu verbessern.

KMG steht für Kembatti Mentti-Gezimma-Topee, eine Redewendung in der lokalen Sprache Kembatta, die die Kraft der Frauen widerspiegelt, wenn sie zusammenarbeiten. Sie glaubte fest daran, dass Gemeinschaften, Frauen und Männer, die harmonisch zusammenarbeiten, die Macht haben, für sich selbst große Veränderungen zu bewirken. Mit dieser Überzeugung startete sie ein umfassendes, integriertes Programm, um die Gemeinden zu mobilisieren, "Nein" zu Genitalverstümmelung und Gewalt gegen Frauen zu sagen. Sie baute eine Frauenklinik auf, um die reproduktive Gesundheit von Frauen und Mädchen zu fördern.

Boge leistete Pionierarbeit bei der Nutzung von Gesprächen in den Gemeinden, um einen positiven kulturellen Wandel zu beschleunigen und so zur Ausrottung von HIV/AIDS, sozialer Ungleichheit und Gewalt beizutragen. Im Laufe der Zeit dehnte Boge die Reichweite der KMG auf benachbarte Zonen und Regionen aus, um Ungerechtigkeit und Gewalt gegen Frauen, Mädchen und alle marginalisierten Gemeinschaften wie die Fuga zu bekämpfen: Töpfer, die als ausgestoßen und diskriminiert galten.
Dank der Pionierarbeit von KMG Äthiopien sind schädliche Praktiken wie FGM in den Einsatzgebieten von KMG praktisch abgeschafft worden. Boges Bemühungen und ihr Beitrag im Kampf gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung und Gewalt wurden von nationalen und internationalen Gremien gewürdigt. Sie starb 2019.

So hilfst du

RAIN WORKERS sind engagierte Frauen und Männer, die unsere Trainer*innen nach unserem ganzheitlichen Bildungsprogramm "Knowledge as a Chance" in 1,5-jähriger Ausbildung qualifiziert haben. Sie verbrieten niederschwellig, kostenlos, in der lokalen Sprache in ihren Dorfgemeinschaften, Schulen,... wichtiges Aufklärungswissen und bekämpfen dadurch u.a. Teenagerschwangerschaften, weibliche Genitalverstümmelung, HIV-Infektionen, ungewollte Schwangerschaften, Benachteiligung von Frauen und Mädchen. Ihre Bildungsarbeit benötigen sie durchschnittlich € 30,- / Monat - da sind Honorar, Mobilität, Bewerbung kostenloser Sensibilisierungen in Dörfern, "Sesselmieten" enthalten. Deine RAIN WORKER-Pat*innenschaft ermöglicht diese Arbeit, macht sie sicher und planbar!

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